Machtzentrum des frühen Mittelalters
Hoch über der Stadt Siegen thront das Obere Schloss, ein geschichtsträchtiger Ort, dessen Ursprünge bis ins frühe Mittelalter zurückreichen. Die imposante Höhenburg war nicht nur ein strategischer Punkt, sondern auch ein politisches und kulturelles Machtzentrum der Region.
Frühmittelalterliche Wurzeln und Herrschaft
Die erste urkundliche Erwähnung einer Befestigungsanlage auf dem Siegberg datiert auf das 11. Jahrhundert, doch archäologische Funde und topografische Hinweise deuten darauf hin, dass der Ort bereits im 9. oder 10. Jahrhundert eine Rolle spielte – möglicherweise als fränkischer Königshof oder als befestigte Anlage zur Kontrolle des Siegtals.
Im frühen Mittelalter war das Gebiet um Siegen Teil des Einflussbereichs der fränkischen Königsmacht, bevor es zunehmend unter die Kontrolle einflussreicher Adelsgeschlechter geriet.
Einer der frühesten nachweisbaren Herrscher über das Obere Schloss war das Haus Nassau, das ab dem späten 12. Jahrhundert maßgeblich die Geschicke der Region bestimmte. Die Nassauer errichteten das Obere Schloss in seiner heutigen Grundform vermutlich um 1200 als befestigten Herrschaftssitz. Es diente zunächst vor allem als Schutz- und Verwaltungszentrum sowie zur Durchsetzung ihrer territorialen Ansprüche.
Konflikte im 13. Jahrhundert: Macht, Einfluss und Erbfolgen
Das 13. Jahrhundert war geprägt von erbitterten Territorialkonflikten im Raum Siegerland. Besonders zwischen 1200 und 1300 kam es immer wieder zu Kämpfen zwischen rivalisierenden Adelsgeschlechtern, die um Einfluss, Besitzungen und Vormachtstellungen rangen.
Einer der Hauptkonflikte in dieser Zeit war der Machtkampf zwischen den Grafen von Nassau und den benachbarten Adelsfamilien, insbesondere den Grafen von Sayn, den Erzbischöfen von Köln sowie den Grafen von Wittgenstein. Die Region war strategisch bedeutsam und reich an Bodenschätzen wie Eisenerz, was den wirtschaftlichen Anreiz für die Kontrolle der Gegend erhöhte.
Zwischen 1230 und 1270 kam es mehrfach zu bewaffneten Auseinandersetzungen, Überfällen auf Dörfer, Belagerungen und kleineren Schlachten. Besonders heftig waren die Konflikte mit dem Erzbistum Köln, das unter Erzbischof Konrad von Hochstaden versuchte, seinen Einfluss bis ins Siegerland auszudehnen. Die Nassauer setzten sich jedoch langfristig durch, nicht zuletzt durch geschickte Heiratspolitik und militärische Stärke.
Dominanz des Hauses Nassau
Das dominierende Rittergeschlecht im Siegerland zwischen 1200 und 1300 war zweifellos das Haus Nassau. Ursprünglich aus dem heutigen Rheinland-Pfalz stammend, konnten die Nassauer im Laufe des 13. Jahrhunderts ihre Herrschaft systematisch ausbauen. Das Obere Schloss diente ihnen dabei nicht nur als Verwaltungszentrum, sondern auch als Symbol ihrer Macht. Sie organisierten von hier aus den Bergbau, verliehen Lehen an loyale Ritterfamilien und konsolidierten ihre Stellung gegen innere und äußere Gegner.
Diese frühe Dominanz legte den Grundstein für die spätere Erhebung der Nassauer zum Hochadel. Später sollten aus diesem Geschlecht sogar Könige und Fürsten hervorgehen – darunter das niederländische Königshaus der Oranier-Nassau.
Rolle in den Romanen
Die Stadt Siegen mit ihrem Oberen Schloss spielt in allen Bänden der Erzburg eine wichtige Rolle. Hier residiert Liberto I., Bischof von Siegen, sein Bastard Warin verantwortet die Stadtwache. Der Kerker, das Badehaus, die Zünfte und die Siegener sind eng in die Romane verflochten. In „1211 – In der Fremde“ bereitet Raik von Constantia mit seinem Heer die blutige Belagerung der Stadt Siegen vor.